*EDITORIAL, Mensch

Zyniker legal aus dem Weg räumen

11. Januar 2015

[by Eima] Wann immer etwas Furchtbares geschieht, schlägt die Stunde der Zyniker.

Dann kriechen sie aus ihren dunklen Löchern und sondern süffisante Kommentare ab. Emotionslose Statements zum Ereignis — lächelnd, kalt und herablassend — und stets diametral zur Empfindung der Mehrheit, ungeachtet deren Vielschichtigkeit. Des Zynikers Spott ist genussvoll, selbstgefällig und zutiefst kontrolliert. Er schert alle über einen Kamm, erklärt jeden für dumm, hysterisch oder bigott. Implizit bisweilen und doch unübersehbar.

Hinter dem Zyniker verbirgt sich der größte Feigling unter Gottes Sonne. Je härter seine Analyse, umso evidenter seine Unfähigkeit, Gefühle zu zeigen, ratlos zu sein, traurig oder offen darüber, nichts zu fühlen.

Dem Zyniker kommt man am besten bei, indem man ihm komplett aus dem Weg geht und in seiner Bitterkeit verenden lässt. Ist das nicht möglich, etwa, weil man beruflich, familiar oder anderweitig mit ihm verbandelt ist, helfen große, sehr große Dosen Liebe und Fürsorge. Ungefragt, wider aller Gegenwehr. Heftig, kontinuierlich und von Herzen.

Beginnen Sie damit, den Zyniker inmitten einer seiner bitteren Monologe, dem Wunsch, ihn töten zu wollen, auf legale Weise sogleich folgend,  lange und feste zu drücken. Frauen sollten darauf achten, den Zyniker, ganz gleich ob Mann oder Frau, auf unangenehme Weise gegen ihren Busen zu drücken. Nachdem Sie die Umarmung gelöst haben, bleiben Sie noch einen langen, intensiven Moment ganz dicht neben dem Zyniker sitzen, die Hände auf seinen Armen, und lächeln Sie ihn an, mit einem offenen, herzlichen und warmen Lächeln und nach oben gezogenen Augenbrauen, so, wie man jemanden ansieht, der gleich anfängt zu weinen. Empathisch. Der Zyniker wird Sie hassen. Lassen Sie sich nicht aus dem Konzept bringen. Stehen Sie dann auf und verabschieden Sie sich mit den Worten, ihm nun etwas Feines zu kochen, in die Küche.

Zwischendurch wiederholen Sie das Prozedere immer wieder aufs Neue: Lange und feste drücken, Küsschen geben, anlachen. Noch was kochen. Drücken, Tee kochen. Bisschen spazieren gehen. Kaffee aufsetzen. Einen Keks dazu. Wieder lange und feste drücken. Jeden Kommentar total ignorieren oder mit irrelevanten Äußerungen zerstreuen. Dann wieder umarmen und küssen. Immer wieder, bis Ihr Zyniker erschöpft einschläft.

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