Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.
— Helmut Schmidt, mindestens 1980, vielleicht 1975. Auf jeden Fall mit Fluppe.
Warum Träumer die Protagonisten des Wachstums sind. Auch und vor allem in der Wirtschaft.
[by Eima] Der arme Helmut. Da sagt einer der klügsten Köpfe Deutschlands einmal etwas Dummes, und sofort macht es sich selbstständig, ist für alle Zeiten in aller Munde und wird ohne Unterlass zitiert. Entweder mit gerümpfter Nase, was berechtigt, aber nicht nett ist, hat er diesen Satz doch längst als pampige Antwort auf eine dusselige Frage revidiert. Oder aber bestätigend, meist von bornierten, sehr dummen Lebensamateuren, die selbst mal dringend zum Arzt müssten.
Visionäre? Alles Idioten #not
Stattdessen arbeiten sie, diese Amateure. Unter ihnen die Entscheider von Unternehmen aller Größenordnungen. Sie sitzen in den Büros der Republik und kümmern sich ums Geschäft. Sie folgen den Richtlinien und Prozeduren ihres Unternehmens mit eifriger Beharlichkeit auch dann, wenn diese Regeln längst müffeln. Kommt ein Mitarbeiter mit einer neuen Idee, die sich nicht nahtlos in die gewohnten Konzepte einfügt, schütteln sie mit dem Kopf. Später beim Mittagessen lachen sie in sich hinein über den Spinner. Den Träumer. Über die Kreativen aus der Marketingabteilung lachen sie auch — bestenfalls. Andernfalls stehen sie mit ihnen auf Kriegsfuß. Kreativagenturen kommen respektive gar nicht erst ins Haus.
Entwicklungsbremsen & Visionskritiker: Die wahren Idioten
Bis sie irgendwann, eines schönen Tages, merken, dass sie den Zug nach Soundso verpasst haben. Weil die Züge unserer Zeit rasen wie niemals zuvor, können sie auch nicht mehr aufspringen. Viel zu schnell. Schon längst weg. Und das Bäuchlein, das sie sich über die Jahre in der behaglich warmen Ungestörtheit ihrer Komfortzone angefuttert haben, ist auch im Weg. Da sitzen sie dann und sind raus aus’m Geschäft. Verantwortlich sind natürlich die Umstände, die Anderen, wer oder was auch immer jenseits ihres eigenen Einflussbereichs. Den ein oder anderen Fehler gestehen sie ein. Dass die Abwesenheit des Idioten mit den bekloppten Ideen bei strategischen Entscheidungsprozessen unmittelbar mit dem Scheitern des Unternehmens zu tun hat, dieser Gedanke ist noch abwegiger, als der Idiot selbst.
Idiots united, Hand in Hand: Vision, Konzept, Umsetzung, Erfolg.
Ich, Eima die Gemeina, bin zugegenermaßen ein Scheusal. Ich weiß, dass es sich nicht schickt, Menschen zu bornierten Lebensamateuren zu degradieren. So böse, wie es klingt, meine ich das aber gar nicht. Diese Typen sind mindestens genauso wichtig, wie Visionäre. Sie sind fokussiert, gründlich, geradlinig und organisiert. Allesamt Eigenschaften, die dem Gros der Kreativen aller Branchen schwach ausgeprägt sind. Die Synergie zwischen einem offenen Organisator und einem frei flottierenden Kreativen ist denn auch das Erfolgsrezept par excellence für nachhaltige Geschäftserfolge.
Ein Organisator der weiß, dass eine Welt ohne Visionen todgeweiht ist, weil sie die Geburtsstunde von Innovationen markieren, lässt Kreativen den Raum zu Denken. Denn alles beginnt mit diesen vermeintlich irren Gedanken, die durch unsere Köpfe huschen. Die Köpfe von Denkern, Kreativen und Trendsettern — die Köpfe von Visionären. Menschen, die mit dem Talent geboren werden, vielschichtig zu antizipieren, Strömungen im Voraus zu erkennen, Entwicklungen absehen zu können. Menschen mit einer Universalempathie, die Ereignisse aus Politik, Kunst, Wirtschaft und Gesellschaft bewusst und unbewusst aufnehmen und zu Vorhersagen sortieren. Zu Visionen also, die die Märkte von Morgen abbilden.
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